Abstrakte Darstellung von Zanata und Weblate als ineinandergreifende Zahnräder

Zanata vs. Weblate: Übersetzungsplattformen für Open-Source-Software im Vergleich

Übersetzungsplattformen wie Zanata und Weblate ermöglichen es Open-Source-Projekten, ihre Software für ein internationales Publikum zugänglich zu machen. Beide Plattformen bieten umfangreiche Funktionen, um die Lokalisierung effizient und nahtlos in bestehende Entwicklungsprozesse zu integrieren. Zanata war lange Zeit eine bevorzugte Wahl, aber seine Entwicklung hat in den letzten Jahren nachgelassen. Weblate hingegen erfährt eine wachsende Beliebtheit dank kontinuierlicher Verbesserungen und einer aktiven Community. In diesem Artikel vergleichen wir die Stärken und Schwächen beider Plattformen und geben eine Empfehlung für unterschiedliche Anforderungen.

Zentrale Punkte

  • Integration: Weblate bietet tiefere Entwicklungsworkflow-Integrationen als Zanata.
  • Community: Weblate hat eine aktivere Entwickler- und Übersetzer-Community.
  • Skalierbarkeit: Weblate verarbeitet effizienter große Mengen an Übersetzungen.
  • Benutzerfreundlichkeit: Beide Plattformen verfügen über intuitive Oberflächen, Weblate bietet jedoch mehr Anpassungsmöglichkeiten.
  • Hosting: Weblate ermöglicht kostenlose Cloud-Nutzung für Open-Source-Projekte.

Gerade wenn Projekte wachsen und immer mehr Sprachen unterstützen wollen, spielt die Skalierbarkeit eine entscheidende Rolle. Übersetzungsplattformen müssen ständig synchronisiert werden, um sicherzustellen, dass alle Sprachversionen möglichst aktuell bleiben. In diesem Zusammenhang greifen Entwicklerinnen und Entwickler zunehmend auf Plattformen zurück, die bereits in kontinuierlichen Integrations- und Bereitstellungsprozessen (CI/CD) getestet wurden. Hier zeichnet sich ab, dass Weblate durch seine fortschrittlichen Funktionen und Automatisierungsmechanismen in vielen Projekten unverzichtbar geworden ist.

Auch das Zusammenspiel zwischen Community-Mitgliedern und den Verantwortlichen für das Übersetzungsmanagement ist von Bedeutung. Eine aktive und hilfsbereite Community beschleunigt nicht nur die Übersetzungsvorgänge, sondern trägt auch dazu bei, dass alle potenziellen Verbesserungen zeitnah umgesetzt werden können. Während Zanata in seinen Anfangsjahren in diesem Bereich glänzte, stagniert die Entwicklung seit geraumer Zeit, was zu einer sinkenden Beteiligung führt. Weblate bietet hingegen nicht nur eine moderne Oberfläche, sondern bindet die Gemeinschaft auch aktiver in die Entscheidungsprozesse ein, etwa wenn es um Feature Requests oder um die Priorisierung von Fehlerbehebungen geht.

Funktionsvergleich: Zanata vs. Weblate

Beide Plattformen bieten umfassende Funktionen für Übersetzer und Entwickler, unterscheiden sich jedoch in entscheidenden Punkten:

Merkmal Zanata Weblate
Aktive Entwicklung Eingestellt / kaum Updates Laufend aktualisiert
Integration mit Git Basis-Integration Automatische Synchronisation
Community Rückläufig Wachsend
Automatisierung Begrenzte Funktionen Maschinelle Übersetzung & Überprüfungen

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Wahl einer Übersetzungsplattform ist die Möglichkeit, schnell auf neue Technologien und Übersetzungsmodelle zu reagieren. Maschinelle Übersetzung befindet sich in ständigem Wandel und wird kontinuierlich verbessert. Während Zanata hier kaum Anpassungen vornehmen kann, hat Weblate in den letzten Jahren eine Vielzahl an Integrationen geschaffen, damit Projekte beispielsweise Dienste wie DeepL, Google Translate oder vergleichbare Lösungen einfacher anbinden können. Dadurch entfällt für viele Übersetzer ein erheblicher Teil manueller Arbeit, da Vorschläge aus diesen Diensten übernommen oder zumindest als Basis für die endgültige Übersetzung genutzt werden können.

Überdies ist die Flexibilität im Hinblick auf unterschiedliche Dateiformate ein häufig unterschätzter Punkt. Open-Source-Projekte nutzen vielfältige Formate, etwa YAML, JSON oder PO-Dateien. Weblate unterstützt eine breite Palette von Formaten und sorgt für eine automatische Konvertierung und Synchronisierung, sodass Übersetzer sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Zanata erfüllte diese Anforderungen ebenfalls, zeigt aber in letzter Zeit keine wesentlichen Weiterentwicklungen, die an die Bedürfnisse der wachsenden Open-Source-Welt angepasst sind.

Integration mit Entwicklungs-Workflows

Weblate ermöglicht eine nahtlose Anbindung an Versionskontrollsysteme wie GitHub, GitLab oder Bitbucket. Übersetzungen lassen sich direkt in den Quellcode integrieren, ohne manuelle Importe oder Exporte. Zanata unterstützt ebenfalls Git, erfordert aber oft zusätzliche Konfigurationen und manuelle Updates.

Gerade für agile Projekte, die in kurzen Sprints arbeiten und regelmäßig neue Funktionen veröffentlichen, ist eine solche reibungslose Integration essenziell. Durch automatisierte Pull Requests oder Merge Requests können Übersetzungsänderungen zeitnah geprüft und übernommen werden. Das verringert nicht nur den Aufwand für Entwickler und Übersetzer, sondern minimiert auch potenzielle Fehlerquellen, da keine manuellen Zwischenschritte nötig sind. Weblate gewinnt in diesem Punkt klar, da es in vielen Projekten lediglich ein einziges Setup pro Repository erfordert, um danach kontinuierlich alle Änderungen abzubilden.

Bei Zanata hingegen kann es passieren, dass sich in hektischen Projektphasen Übersetzungsstände und Quellcode voneinander entfernen. Ein manuelles Nachsteuern ist zeit- und nervenaufreibend, was vor allem für Teams mit knappen Ressourcen eine hohe Hürde darstellt. In manchen Fällen resultieren daraus Übersetzungsbacklogs, bei denen frühere oder bereits abgeschlossene Projekte erst später an die neuesten Änderungen angepasst werden. Der Workflow mit Weblate ist hier deutlich durchdachter und trägt so langfristig zu einer höheren Code- und Übersetzungsqualität bei.

Automatisierung und maschinelle Übersetzung

Übersetzer profitieren bei Weblate von integrierten Vorschlägen aus maschinellen Übersetzungsdiensten und individuellen Qualitätsprüfungen. Zanata bietet grundlegende Automatisierungen, jedoch fehlen fortschrittliche Funktionen zur KI-gestützten Qualitätssicherung.

Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Revision und Bewertung einzelner Übersetzungssegmente. Bei großen Projekten mit tausenden von Strings kann es herausfordernd sein, die Übersicht zu behalten. Weblate ermöglicht es, automatisch problematische Segmente zu kennzeichnen, beispielsweise wenn Terminologie-Richtlinien nicht eingehalten wurden oder wenn ein Textbaustein trotz Maschinenvorschlag neu formuliert werden sollte. Dies führt in der Praxis zu einer deutlichen Entlastung der Übersetzerteams, die so mehr Zeit für anspruchsvolle Passagen haben und sich nicht in langweiligen Routinetätigkeiten verlieren.

Die mitunter kostspielige Einbindung von maschinellen Übersetzungsanbietern lässt sich bei Weblate zudem deutlich flexibler handhaben. Teams können entscheiden, welche Provider für bestimmte Projekte sinnvoll sind, und behalten die Kosten dadurch leichter im Blick. Zanata bietet zwar die Anbindung an einzelne maschinelle Übersetzungsdienste, lässt beim Thema granularer Konfiguration und dynamischer Einbindung jedoch Lücken. Gerade in Zeiten, in denen Budgetfragen ein wichtiger Faktor in Open-Source- und Non-Profit-Projekten sind, kann dieser Umstand den Unterschied ausmachen, ob man eine Plattform langfristig nutzen möchte oder nicht.

Hosting-Optionen und Kosten

Weblate bietet eine kostenlose Hosting-Option für Open-Source-Projekte, während Zanata oft selbst gehostet werden muss, was zusätzliche Serverkapazitäten erfordert.

Die Möglichkeit, Weblate einfach in der Cloud zu verwenden, reduziert den administrativen Aufwand erheblich. Kleinere oder ehrenamtlich betriebene Projekte profitieren davon, dass sie keine Infrastrukturen pflegen oder Softwareupdates einspielen müssen. Auch wenn selbst gehostete Lösungen mehr Kontrolle und Datenschutz versprechen, so ist gerade für Gemeinschaftsprojekte die Zeit ein knappes Gut. In solchen Fällen ist es ein großer Vorteil, wenn man sich rein auf die Übersetzungsarbeit und die Weiterentwicklung konzentrieren kann.

Gleichzeitig bieten beide Plattformen auch On-Premises-Installationen an. Wer höhere Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz hat, speziell wenn es sich um kommerzielle Projekte mit sensiblen Daten handelt, profitiert von dieser Option. Weblate punktet hier mit einer relativ einfachen Installation und klaren Dokumentation, während es bei Zanata teilweise einen höheren Einarbeitungsaufwand braucht. Dennoch kann für einige Organisationen, besonders solche, die bereits serverseitige Infrastrukturen nutzen, Zanata weiterhin eine praktikable Lösung darstellen, sofern sie den höheren Wartungsaufwand in Kauf nehmen.

Benutzerfreundlichkeit und Unterstützung

Zanata bietet eine minimalistische Oberfläche, die leicht zu bedienen ist. Weblate liefert hingegen mehr Anpassungsmöglichkeiten und eine aktivere Nutzer-Community, die Fragen beantwortet und neue Funktionen entwickelt.

Eine übersichtliche Oberfläche ist für Einsteiger besonders hilfreich, da viele Freiwillige sich erst an das Übersetzen herantasten. Zanata erfüllt diese Voraussetzung in weiten Teilen, doch wenn das Projekt größer wird, kann die Plattform schnell an ihre Grenzen stoßen. Individuelle Anpassungen an Workflows oder spezielle Einstellungen für Rollen und Rechte sind nur rudimentär umgesetzt. In diesem Punkt hat Weblate die Nase vorn, da es fein granulierte Rechte- und Rollenkonzepte sowie vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten für Benachrichtigungen und Workflows anbietet.

Die aktive Community rund um Weblate äußert sich unter anderem in regem Austausch zwischen Entwickler, Übersetzerinnen und Maintainern. Bei Fragen wird häufig innerhalb weniger Stunden antwortet, zusätzlich findet man im Weblate-Forum oder in einschlägigen Gruppen hilfreiche Tipps, die aus der Praxis stammen. Das ist bei Zanata inzwischen deutlich reduziert, denn viele der frühen Unterstützer sind abgewandert, mitunter auch aufgrund der fehlenden Updates und wenig transparenten Roadmap.

Welche Plattform eignet sich für welches Projekt?

Die Wahl zwischen Zanata und Weblate hängt von den individuellen Anforderungen eines Projekts ab:

  • Kleine Projekte: Weblate bietet durch die kostenlose Cloud-Unterstützung Vorteile.
  • Projekte mit engen Entwicklungszyklen: Weblate integriert sich tiefer in bestehende Workflows.
  • Einsteigerfreundlichkeit: Beide Plattformen bieten eine intuitive Bedienung.

Darüber hinaus lohnt es sich, den gesamten Lokalisierungsprozess im Projekt zu betrachten. Schätzt man beispielsweise eine sehr hohe Frequenz an Updates sowie die Teilnahme vieler Übersetzer aus verschiedenen Zeitzonen, kann Weblate eine reibungslose und vor allem automatisierte Zusammenarbeit gewährleisten. Wer hingegen bereits eine Zanata-Installation betreibt und vielleicht nur gelegentlich Übersetzungen durchführt, wird mit dem Umstieg abwägen müssen, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt. Vor allem bei sehr traditionellen oder kleinen Projekten kann es sinnvoll sein, die vorhandenen Strukturen beizubehalten, solange sie funktionieren.

Gleichzeitig bestätigen viele Entwickler, dass sich eine Portierung zu Weblate mitunter lohnt, wenn man zunehmend auf Automatisierungen und kontinuierliche Übersetzungsupdates setzt. Durch die Integration mit Git-Systemen werden Änderungen in den Übersetzungsdateien nahezu in Echtzeit rückgemeldet, und potenzielle Konflikte lassen sich schnell erkennen. In Zanata fehlt diese durchgängige Rückkoppelung, was gerade in verteilten Teams zu Verzögerungen führen kann. Auch die Fähigkeit von Weblate, mehrere Sprachprojekte in einem System unter einem Dach zu verwalten, wird im Alltag oft als Pluspunkt genannt. Wenn ein Projekt in 20 oder mehr Sprachen übersetzt wird, spielt eine klare Struktur und Visualisierung der Fortschritte eine erhebliche Rolle.

Resümee

Weblate überzeugt durch bessere Integration, aktive Weiterentwicklung und moderne Automatisierungsfunktionen. Obwohl Zanata früher populär war, hat die nachlassende Unterstützung dazu geführt, dass viele Open-Source-Projekte umsteigen. Wer eine langfristige und nachhaltige Lösung für Übersetzungsmanagement sucht, wird mit Weblate besser fahren.

Nichtsdestotrotz könnte Zanata für Teams, die spezialisierteWorkflows haben oder seit Jahren auf Zanata vertrauen, weiterhin eine Option darstellen. Entscheidend ist, dass die Plattform den jeweiligen Projektanforderungen gerecht wird und der Zukunftsplan für die gewählte Lösung klar definiert ist. So lässt sich vermeiden, dass bei einer erneuten Stagnation oder gar vollständigen Einstellung der Entwicklung viel Zeit in einen Umstieg investiert werden muss. Wer allerdings die Richtung in der Open-Source-Lokalisierung vorgibt und sich stetig weiterentwickeln möchte, findet in Weblate zweifellos den stärkeren Partner. Dabei profitiert nicht nur das Projektteam, sondern auch eine engagierte Community, die laufend Vorschläge einbringt und somit langfristig für eine positive Weiterentwicklung der Plattform sorgt.

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