Visualisierung von Streaming-Datenverarbeitung mit Serverracks und Datenströmen

Spark vs. Storm: Streaming-Fähigkeiten im Vergleich – Welche Software passt zu Ihrem Big-Data-Use-Case?

Bei der Entscheidung zwischen Spark vs. Storm kommt es darauf an, welche Echtzeitanforderungen ein konkreter Big-Data-Use-Case stellt. Während Spark mit Micro-Batching und hohem Durchsatz punktet, geht Storm den Weg des Event-basierten Streamings mit besonders niedriger Latenz.

Zentrale Punkte

  • Verarbeitungsmodell: Spark nutzt Micro-Batching, Storm setzt auf echtes Event-Streaming.
  • Latenz: Storm liegt im Millisekundenbereich, Spark im Sekundenbereich.
  • Skalierung: Spark ist besser bei großen Datenmengen, Storm bei hochfrequenten Events.
  • Architektur: Spark integriert Batch- und Stream-Analysen, Storm glänzt mit flexiblen Topologien.
  • Sprachenvielfalt: Beide bieten APIs in Java und Scala; Storm unterstützt zusätzlich Clojure und mehr.

Architektur und Verarbeitungskonzepte im Vergleich

Apache Spark beruht auf dem Konzept der Resilient Distributed Datasets (RDD). In Spark Streaming wird ein kontinuierlicher Datenstrom in kurze Zeitabschnitte – sogenannte Micro-Batches – unterteilt. Diese werden dann nacheinander verarbeitet. Das ist effizient für große Datenmengen und lässt sich gut auf Cluster verteilen. Die Entwickler verwenden dafür Discretized Streams (DStreams) – eine klare Abstraktion, mit der sich Transformationen (z. B. map, reduce, window) einfach anwenden lassen.

Im Gegensatz dazu ist Apache Storm von Beginn an als echtes Stream-Verarbeitungssystem aufgebaut. Einzelne Events fließen durch individuell gestaltbare Topologien. Entwickler definieren konkret, welche Verarbeitungseinheit (Bolt) welche Aufgabe übernimmt. Mit Spouts als Event-Quellen lassen sich flexible Pipelines erstellen. Besonders wertvoll ist Trident – eine High-Level-API für komplexe Berechnungen mit Konsistenzgarantien. Diese Architektur ist interessant für Anwendungen, bei denen jedes einzelne Event zählt – ohne Verzögerung.

In der Praxis ist es zudem hilfreich, sich bewusst zu machen, wie Spark und Storm mit unterschiedlichen Datenquellen umgehen. Spark wird häufig mit Kafka, Flume und weiteren Komponenten des Hadoop-Ökosystems gekoppelt, um eingehende Datenströme zu bündeln und effizient in Batches zu verarbeiten. Storm hingegen kann dieselben Quellen nutzen, verarbeitet Ereignisse aber direkt nach Eingang und ermöglicht so eine unmittelbare Reaktion. In kritischen Umgebungen, etwa bei der Echtzeit-Alarmierung in Monitoring-Systemen, notwendige Gegenmaßnahmen einzuleiten, ist dies oftmals entscheidend. Auch die Kombination beider Systeme in hybriden Architekturen ist gängig – beispielsweise kann Storm bestimmte Echtzeit-Events filtern und Spark diese dann im nächsten Schritt in größeren Batches weiterverarbeiten.

Micro-Batch oder Truly Streaming?

Ob Spark oder Storm: Die Entscheidung hängt stark vom bevorzugten Verarbeitungsmodell ab. Spark arbeitet mit Micro-Batches – typischerweise im Bereich von 500 ms bis zu einigen Sekunden. Diese Methode erlaubt hohe Datendurchsätze bei akzeptabler Latenz. Für Loganalyse, Metrik-Aggregation und Datalake-Schreibprozesse ist dieses Modell bestens geeignet. Die Integration mit Kafka, Flume oder HDFS ist nahtlos möglich und erfolgt über bequeme APIs.

Storm hingegen behandelt jedes Event isoliert und sofort. So sind Latenzen im Millisekundenbereich realisierbar. Perfekt für Anwendungsfälle wie Fraud Detection, Echtzeit-Monitoring oder Live-Datenfeeds bei Börsenkursen. Die Systemarchitektur lässt sich passgenau an Datentyp und Reaktionslogik anpassen – zum Beispiel durch custom Bolts mit erweitertem Fehlerhandling.

Häufig wird unterschätzt, wie stark sich das gewählte Modell auf den Entwicklungsprozess auswirkt. Während Spark-Streaming-Jobs eher deklarativ definiert und in einer zeitlichen Taktung ausgeführt werden, erfordern Storm-Topologien meist eine stärker eventgetriebene Denkweise. Dabei ist das Debugging in Storm zum Teil aufwendiger, weil man nicht auf einen definierten Batch wartet, sondern fortlaufend Events hereinfließen. Dennoch ist diese Truly Streaming-Logik für die Entwicklung extrem reaktiver Anwendungen ein großer Vorteil. Außerdem kann sich die Fehlersuche in Spark in großen Batches ebenfalls komplex gestalten, wenn ein Fehler in einem einzelnen Event erst nach Ablauf des Micro-Batch-Zyklus sichtbar wird.

Leistungsmetriken im Vergleich

Wer Spark Streaming einsetzt, profitiert von einer hohen Durchsatzrate. Millionen von Events pro Sekunde lassen sich parallel verarbeiten – besonders unter Kubernetes, Mesos oder Hadoop YARN. Das System eignet sich gut für großflächige Logverarbeitung oder ML-Pipelines mit aufgestapelten Workloads. Allerdings: Die höhere Latenz durch Micro-Batching macht Spark weniger geeignet für Szenarien mit Live-Reaktion.

Storm agiert hier schneller, verarbeitet aber weniger Events pro Sekunde pro Clusterknoten. Entwickler können funktionale Erweiterungen direkt innerhalb der Stream-Topologie implementieren – was besonders hilfreich bei stark variierenden Datenmustern ist. In Kombination mit anderen Event-Engines wie Samza lässt sich Storm vielseitig erweitern.

In produktiven Umgebungen ist häufig auch die Lastverteilung ein wichtiges Thema. Spark kann mithilfe von dynamischem Ressourcenmanagement seine Worker je nach Batch-Last skalieren. Storm-Topologien sind hingegen in hohem Maße modular, sodass einzelne Bolts je nach Auslastung skaliert werden können. Dabei ist es jedoch essenziell, das richtige Gleichgewicht zu finden: Zu wenige Bolts verarbeiten die Daten zu langsam, zu viele führend zu Overhead im Cluster. Viele Teams setzen auf automatisiertes Monitoring, um bei Lastspitzen rechtzeitig neue Worker bereitzustellen oder Topologien anzupassen.

Tabelle: Spark vs. Storm im schnellen Überblick

Kriterium Apache Spark Streaming Apache Storm
Verarbeitungsmodell Micro-Batch Echtes Event-Streaming
Latenz Millisekunden – Sekunden Millisekunden
Programmiersprachen Java, Scala, Python Java, Scala, Clojure, mehr
Fehlertoleranz RDD-Resilienz und Checkpointing Supervisor-Architektur, Retry-Mechanismen
Skalierbarkeit Sehr gut bei hohem Durchsatz Gut bei sub-sekundengenauer Verarbeitung

Zuverlässigkeit und Datenintegrität

Spark bietet durch das RDD-Backbone und dauerhaftes Checkpointing hohe Ausfallsicherheit. Ein abgestürzter Worker kann seinen Zustand aus persistentem Storage wiederherstellen. Mit modernen Cluster-Manager-Integrationen wie Kubernetes wird auch das horizontale Skalieren vereinfacht.

Storm punktet mit automatischer Wiederholung fehlgeschlagener Nachrichten und bietet verschiedene Konsistenzstufen: „at most once“, „at least once“ oder durch Trident sogar „exactly once“. Dabei gilt: Die „exactly once“-Garantie in Storm erfordert mehr Aufwand – nicht jedes Event muss immer überprüfbar sein. Dennoch eignet sich dieses Modell besonders für kritische Echtzeit-Anwendungen etwa im Versorgungs- oder Finanzsektor.

In der Praxis hat das Thema Datenintegrität auch eine betriebliche Komponente. Während Spark-Cluster oft längerfristig geplant werden (etwa in Kombination mit Data Lakes und Batch-Analysen), sind Storm-Infrastrukturen häufig hochspezialisiert auf Echtzeit-Ereignisverarbeitung. Das bedeutet, dass die Verantwortlichen in einer Organisation sehr genau festlegen müssen, wie hoch die Fehlertoleranz sein darf, welche Garantien gebraucht werden (z. B. „at least once“ vs. „exactly once“) und wie auf Netzwerkengpässe reagiert werden soll. Diese Überlegungen fließen bereits im Architekturentwurf ein und haben Einfluss auf das Monitoring, die Logs und das Failover-Verhalten.

Statusverwaltung und Operators

Beim Thema Statusverwaltung zeigen sich strukturelle Unterschiede. Spark Streaming bietet mit „updateStateByKey“ und „mapWithState“ zwei Mechanismen, um aggregierte Informationen über Zeitfenster hinweg zu halten. Kompliziertere Anwendungen benötigen hier Unterstützung durch NoSQL-Systeme wie Redis oder HBase.

Storm speichert States nicht automatisch. Stattdessen müssen Entwickler selbst definieren, wie sie den Zustand zwischen speichern. Mit Trident bringt Storm einen abstrahierten Layer mit, der auch verteilte Transaktionen beinhaltet. Das erleichtert das Handling historischer Zustände – entscheidend für Systemmonitore oder Regel-Engines mit verteilten Vergleichslogiken.

Ein interessantes Detail ist, dass Spark in seiner Streaming-Variante sich stark an klassischen Batch-Operatoren orientiert, während Storm weitgehend auf kontinuierliche Datenströme setzt. Für Data Scientists, die bereits mit Spark und RDDs vertraut sind, ist Spark Streaming somit oft der intuitivere Weg, auch wenn man dabei Abstriche bei der Echtzeitfähigkeit macht. Storm-Entwickler hingegen haben eine hohe Granularität bei der Kontrolle über den Datenfluss, was bei sehr feinkörnigen oder latenzsensiblen Anwendungen entscheidend sein kann.

API-Flexibilität und Sprachvielfalt

Für heterogene Teams ist die Verfügbarkeit von APIs in unterschiedlichen Programmiersprachen ein wichtiges Kriterium. Spark Streaming bedient Java, Scala und Python – ideal für Data-Science-Workflows. Allerdings bieten einige State-Management-Funktionen vollen Umfang nur in Scala.

Storm ist flexibler: Neben Java und Scala werden auch Clojure, Ruby oder sogar rein shellbasierte Sprachen akzeptiert. Damit eignet sich Storm zum Einbinden in sehr diverse Technologie-Stacks – etwa in fertig aufgebaute IoT-Infrastrukturen oder Monitoring-Systeme mit Legacy-Komponenten.

Gleichzeitig kann die Wahl der Programmiersprache in Storm dazu beitragen, dass Unternehmen ihre existierenden Bibliotheken weiterverwenden. Wer beispielsweise bereits in anderen Projekten Clojure nutzt, kann seine Expertise in Storm-Topologien einbringen, ohne komplett auf eine neue Sprache zu wechseln. Bei Spark hingegen werden die Community-Tutorials und Frameworks tendenziell am häufigsten in Scala geschrieben, was für Teams mit Java-Hintergrund anfangs eine kleine Lernkurve bedeutet.

Sicherheit und Betriebsführung

Beide Systeme unterstützen gängige Sicherheitsfeatures – darunter TLS-Verschlüsselung, Benutzer-Authentifizierung und rollenbasierte Zugriffskontrolle. Spark ist durch seine enge Anbindung an das Hadoop-Ökosystem besonders infrastrukturkompatibel und lässt sich nahtlos in bestehende Sicherheitskonfigurationen einhängen. Kerberos, Ranger oder Knox sind gängige Werkzeuge zur Absicherung.

Storm bietet ebenfalls solide Grundlagen – unter anderem Verschlüsselung der Daten im Speicher. Tools wie Apache Zookeeper übernehmen die Koordination, was allerdings zusätzlichen Wartungsaufwand bedeutet. Die Initialkonfiguration ist etwas aufwendiger, was Einsteiger einplanen müssen. Für fortgeschrittene Anwendungsfälle bietet Storm dafür mehr Flexibilität bei der Template- und Topologie-Gestaltung.

Beim Thema Observability legen viele Administratoren inzwischen großen Wert darauf, dass sowohl Spark als auch Storm umfassend in Monitoring-Lösungen wie Grafana, Prometheus oder Kibana integriert werden können. In Spark kann man beispielsweise detaillierte Einblicke in einzelne Batch-Jobs gewinnen, deren Laufzeit analysieren und Engpässe identifizieren. Storm verfügt ebenfalls über umfangreiche Metriken, die pro Spout oder Bolt erfasst werden. Durch die sofortige Reaktion auf abweichende Metriken kann man in Storm-Umgebungen sehr schnell auf kritische Ereignisse reagieren, während man in Spark-Setups eher den Zeitverzug des Batches berücksichtigen muss.

Typische Anwendungsumgebungen

Spark Streaming lohnt sich besonders für multidimensionale Datenumgebungen, bei denen historische Analyse und Echtzeitverarbeitung zusammengehören. Dazu zählen unter anderem:

Storm glänzt hingegen, wenn harte Echtzeit gefordert ist:

  • Sensorsteuerung in Produktionslinien
  • Latenz-kritische Betrugserkennung im Zahlungswesen
  • Tick-Daten-Auswertung beim algorithmischen Börsenhandel
  • Sicherheitsrelevante Event-Response-Systeme

Interessant ist auch, wie die Benutzerfreundlichkeit in typischen Projektszenarien wahrgenommen wird. Wer bereits umfassende Erfahrung mit dem Hadoop-Ökosystem hat – inklusive Hive, HDFS und Spark SQL –, wird sich oft für Spark entscheiden, weil der Übergang zu Streaming fließend ist. Unternehmen, deren Kernkompetenz in unmittelbarer Ereignisverarbeitung liegt (z. B. in der industriellen Fertigung oder hochfrequenten Finanztransaktionen), ziehen hingegen eher Storm in Betracht. Die Time-to-Market kann in Storm einerseits sehr kurz sein, wenn man schon eine Pipeline-Architektur konzipiert hat, andererseits kann die Konfiguration für Neueinsteiger komplexer wirken als in Spark.

Zusammengefasst: Batching oder Streaming – was bringt mehr?

Ich empfehle Spark Streaming denjenigen, die bereits Spark im Unternehmen einsetzen oder eine höhere Datenlast bei vertretbarer Latenz verarbeiten müssen. Die integrative Architektur, einfache Skalierung und umfangreiche Tooling-Unterstützung machen Spark zur Standardlösung für viele Anwendungen mit Fokus auf Analyse und Reporting.

Storm hingegen ist mein Favorit für hochdynamische Anwendungsfälle mit Echtzeitlogik. Wo maximale Kontrolle über Verarbeitungsschritte und Timeline erwünscht ist, kommt Storm richtig zur Geltung – etwa in IoT- oder Sicherheitsinfrastrukturen. Entscheidend bleibt: Wer die Latenzanforderung seines Projekts kennt, trifft mit der Wahl zwischen Stream- und Batch-Verarbeitung bereits eine Vorentscheidung.

Zukunftssicher sind beide Plattformen, denn ihr Open-Source-Charakter und die aktive Community treiben kontinuierlich Innovationen voran. Du solltest dir bei der Auswahl klarmachen, ob du auf Geschwindigkeit oder Volumen optimierst – beides kombinieren klappt, aber selten mit einem Tool allein optimal. Zusätzlich kann man in komplexen Architekturen durchaus sinnvolle Synergien schaffen: Storm kann als Frontend für extrem zeitkritische Entscheidungen dienen, während Spark im Hintergrund auf umfangreichen historischen Datensätzen lernt und Machine-Learning-Modelle trainiert, die dann wieder in die Storm-Topologien eingespeist werden. Damit vereint man das Beste aus beiden Welten und adressiert sowohl Echtzeit- als auch Batch-Analytics-Bedürfnisse.

Nach oben scrollen