Fotorealistische Darstellung eines modernen AWS-Datenzentrums mit Datenbank und Cloud-Symbolen.

Amazon RDS vs. Aurora: Vergleich der AWS-Datenbanken für modernes Hosting

Amazon RDS Aurora bietet zwei leistungsfähige Datenbanklösungen in der AWS-Cloud – eine entscheidende Wahl für Unternehmen, die modernes Hosting planen. Wer hohe Performance, Skalierbarkeit oder flexible Engine-Wahl benötigt, sollte Architektur, Kostenmodell und Einsatzszenarien beider Dienste genau vergleichen.

Zentrale Punkte

  • Amazon RDS unterstützt viele Engines und ist optimal für Legacy-Migrationen.
  • Amazon Aurora glänzt mit extrem hoher Performance und Serverless-Funktionalität.
  • Kostenmodelle unterscheiden sich klar: Aurora bietet Pay-per-Use, RDS Abrechnung nach Instanz.
  • Skalierung ist bei Aurora automatisiert, während RDS mehr manuelle Kontrolle lässt.
  • Verfügbarkeit liegt bei Aurora mit 99,999 % auf branchenführendem Niveau.

Architektur: Traditionell vs. Cloud-nativ

Die grundlegende Differenz liegt in der Bauweise: Amazon RDS verwendet eine klassische Kombination aus Speicher und Compute, bei der die Daten eng an die Instanz gebunden sind. Der Dienst unterstützt mehrere Engines wie PostgreSQL, Oracle oder SQL Server – und eignet sich daher besonders für bestehende Applikationen mit spezifischen Anforderungen an Versionierung oder Herstellerkompatibilität.

Dagegen setzt Amazon Aurora auf eine entkoppelte Infrastruktur. Hier befinden sich Daten in einem gemeinsam genutzten Cluster-Volume, das sich automatisch vergrößert und verkleinert – bis zu einer beeindruckenden Größenobergrenze von 128 TiB. Compute-Ressourcen werden getrennt skaliert, ohne Neustarts und nahezu latenzfrei.

Diese cloudnative Architektur macht Aurora zur ersten Wahl für dynamische Applikationen mit stark wechselnden Zugriffen oder SaaS-Plattformen, die Lastspitzen effizient abfangen müssen.

Performance: Wann sich Aurora wirklich lohnt

Wer maximale Leistung verlangt, kommt an Aurora kaum vorbei. Die Datenbank liefert laut AWS bis zu 5-fache Leistung einer klassischen MySQL-Datenbank und bis zu dreimal höhere Werte als ein PostgreSQL-System auf Amazon RDS. Ausschlaggebend ist hier die optimierte Speicherstruktur mit sechsfacher Replikation über drei Availability Zones hinweg.

RDS hingegen reicht für viele typische Business-Workloads absolut aus. Wer beispielsweise klassische Unternehmensdatenbanken betreibt oder keine hohen simultanen Datenzugriffe erwartet, erhält mit RDS eine verlässliche Lösung – inklusive Multi-AZ-Support und Reserveinstanzen.

Skalierbarkeit: Automatisch oder manuell

Die Skalierungsstrategie unterscheidet sich deutlich. Aurora bietet automatisierte Skalierungsmöglichkeiten für Compute und Storage – komplett über die Konsole oder API steuerbar. Die Serverless-Variante passt sich automatisch der realen Nachfrage an und fährt sogar vollständig auf null herunter, wenn keine Anfragen eingehen.

Diese Flexibilität eignet sich für Anwendungen mit unregelmäßiger Auslastung, beispielsweise bei Prototypen, Early-Stage-SaaS oder Kampagnen. In Kombination mit der minutengenauen Abrechnung entsteht so eine effiziente Kostenstruktur für Rechnerleistung.

RDS hingegen erfordert manuelle Anpassungen. Wer horizontal skalieren möchte, legt Lesereplikate an, was vor allem bei PostgreSQL-Lösungen relevant ist. Vertikal kann durch leistungsstärkere Instanzen skaliert werden – allerdings mit Downtime-Risiken und weniger Flexibilität.

Sicherheit und Hochverfügbarkeit: Beide AWS-Standards erfüllt

Beide Datenbanken erfüllen gehobene Sicherheitsanforderungen. Dazu zählen Verschlüsselung im Ruhezustand und während der Übertragung, IAM-Integration sowie automatisierte Backup-Prozesse mit Point-in-Time Recovery.

Aurora legt aber nochmals nach: Mit 99,999 % SLA-Verfügbarkeit (ausgelegt auf Minuten-Ausfall pro Jahr) und sechs unabhängigen Speicherkopien ist die Failover-Strategie deutlich ausgereifter. Jeder Speicher-Write wird automatisch über mehrere Availability Zones repliziert, sodass lokale Ausfälle keinen Datenverlust verursachen.

RDS bietet ebenfalls Multi-AZ-Backups, ist aber in puncto automatischer Wiederherstellung und Systemlatenz bei Failovers nicht ganz auf dem Niveau von Aurora.

Kosten: Transparenz vs. Effizienzmodelle

In puncto Kosten unterscheiden sich beide Dienste grundlegend. Amazon RDS berechnet Gebühren abhängig von der gewählten Instanzgröße und -dauer. Das bringt Planbarkeit, aber auch das Risiko der Überprovisionierung – wer dauerhaft zu große Instanzen reserviert, zahlt entsprechend mehr.

Amazon Aurora nutzt ein Pay-per-Use-System. Dabei fallen Kosten nur für tatsächlich genutzten Speicher und eingehende Rechenlasten an. Besonders für Projekte mit Lastschwankungen ergibt sich daraus ein deutlicher ökonomischer Vorteil.

Ein Beispiel aus dem E-Commerce zeigt: Ein saisonal stark frequentierter Shop spart mit Aurora Serverless bis zu 30 % gegenüber einer gleich dimensionierten RDS-Datenbank mit dauerhafter Verfügbarkeit.

Vergleichstabelle: Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Amazon RDS und Amazon Aurora:

Kriterium Amazon RDS Amazon Aurora
Engine-Kompatibilität MySQL, PostgreSQL, MariaDB, Oracle, IBM DB2, SQL Server MySQL, PostgreSQL-kompatibel
Skalierbarkeit Instanzbasiert, manuell Auto-Scaling, auch Serverless
Kostenmodell Nach Instanzgröße und -laufzeit Minuten- und nutzungsbasiert
Verfügbarkeit Hoch (Multi-AZ) Sehr hoch (99,999 %, 6x Replikation)
Einsatzszenarien Legacy-Systeme, Engine-Vielfalt SaaS, Web-Apps, dynamische Lasten

Einsatzempfehlungen: Was passt zu welchem Projekt?

Amazon RDS eignet sich immer dann, wenn bestehende Anwendungen ohne Strukturänderung in die Cloud verlagert werden oder spezifische Engines wie SQL Server oder Oracle benötigt werden. Besonders SAP-Bereitstellungen oder klassische Finanzsysteme profitieren davon. In diesem Kontext lohnt sich auch ein Blick auf den SAP Cloud Hosting Vergleich.

Demgegenüber spielt Aurora seine Stärken bei modernen Plattformmodellen aus. Anbieter von Onlinediensten, Multimandanten-Systeme oder Anwendungen mit Machine Learning profitieren von Autoscaling, geringeren Latenzen und kalkulierbarerem Ressourcenverbrauch.

Erweiterte Aspekte: Migration, Monitoring und Optimierung

In vielen Projekten steht zu Beginn die Frage, wie aufwändig eine Migration von einer bestehenden lokalen Datenbank oder einer anderen Cloud-Lösung hin zu RDS oder Aurora ausfällt. Bei RDS gestaltet sich dieser Schritt meist etwas einfacher, weil viele unterschiedliche Engines unterstützt werden. Wer zum Beispiel alte Oracle- oder SQL-Server-Datenbanken betreibt, kann diese mit relativ geringem Anpassungsaufwand in eine RDS-Instanz überführen. Allerdings kommen bei komplexen On-Premises-Systemen oft zusätzliche Schritte hinzu – etwa das Reengineering von Stored Procedures oder das Bereinigen veralteter Schemas.

Auch bei Aurora sind Migrationen mittlerweile gut dokumentiert. Besonders der Wechsel von MySQL- oder PostgreSQL-Datenbanken verläuft meist unkompliziert, weil Aurora sehr kompatible Schnittstellen anbietet. Für größere Installationen müssen allerdings Tools wie Database Migration Service genutzt werden, um Ausfallzeiten minimal zu halten. Ein wichtiger Tipp: Testet euer Migrationsszenario in einer Staging-Umgebung, bevor ihr den Schalter auf Produktion umlegt. So lassen sich Überraschungen durch inkompatible Funktionen oder abweichende Versionen frühzeitig erkennen.

Nach erfolgreicher Migration beginnt die eigentliche Feinarbeit: das Monitoring und die Optimierung. Sowohl RDS als auch Aurora verfügen über integrierte Monitoring-Funktionen wie Amazon CloudWatch, Performance Insights und Event Subscriptions. Damit erhalten Administratoren Zugriff auf Metriken wie CPU-Auslastung, Query-Latenzen oder Speichervariablen. Für anspruchsvollere Anforderungen lassen sich zusätzliche Tools einsetzen, um Query-Pläne zu analysieren und Engpässe zu identifizieren. Es empfiehlt sich, in regelmäßigen Abständen Query-Analysen durchzuführen, gerade wenn Datenmengen wachsen oder das Zugriffsmuster sich ändert.

Um Kosten zu optimieren, ist ein permanenter Blick auf die Auslastung essenziell. Wer sich für RDS entschieden hat, sollte regelmäßig prüfen, ob die gewählte Instanzengröße noch zum tatsächlich benötigten Umfang passt. Wer merkt, dass Ressourcen dauerhaft unterfordert sind, kann herunterskalieren und dadurch laufende Kosten senken. Umgekehrt kommt es bei steigendem Traffic schnell zu Leistungseinbußen, wenn die Instanz zu klein dimensioniert bleibt. Ähnlich verhält es sich bei Aurora, wobei hier das automatische Hoch- und Herunterskalieren viele dieser Aufgaben übernimmt. Trotzdem lohnt es sich, Alerts einzurichten, die auftretende Spitzen oder ungewöhnliche Nutzungsmuster frühzeitig melden.

Ein weiteres Thema ist das Performance Tuning. Auch wenn Aurora von Haus aus sehr performant ist, gibt es bestimmte Best Practices, die das System weiter beschleunigen können. So sollten Datenbankverbindungen sauber geschlossen und Transaktionen möglichst kurz gehalten werden, um Lock-Situationen zu minimieren. Bei komplexen Joins oder umfangreichen Analysen empfiehlt sich eine saubere Index-Strategie, die Abfragen beschleunigt. Hier zahlt sich die Kenntnis der spezifischen Engine aus. Wer MySQL gewohnt ist, kann in Aurora oft dieselben Optimierungstechniken anwenden. Allerdings sind einige Aurora-spezifische Features wie fast database cloning oder das Aurora Global Database-Feature nützlich, um Entwicklungs- und Testumgebungen deutlich effizienter zu gestalten.

Nicht zu vergessen ist bei größeren Installationen das Thema Multi-Region-Setup. Während RDS hierbei in puncto Replikation gute Dienste leistet, kann Aurora mit einer Global Database sehr schnell Daten über mehrere AWS-Regionen synchronisieren. Das reduziert Latenzen für Anwender, die über unterschiedliche geografische Regionen verteilt sind, und erhöht gleichzeitig die Ausfallsicherheit. Allerdings sollte man bedenken, dass globale Architekturen eine sorgfältige Planung der Netzwerkverbindungen und der Datenkonsistenz erfordern. Rechtliche Vorgaben oder Compliance-Anforderungen (zum Beispiel DSGVO in Europa) können zusätzlich bestimmen, in welchen Regionen Daten gehalten werden dürfen.

Wer ein Höchstmaß an Sicherheit benötigt – etwa Banken, Versicherungen oder Behörden – kann neben den Standardfunktionen auch weiterführende Konzepte nutzen. Dazu gehören etwa detaillierte Audit-Logs, die sämtliche Zugriffe protokollieren, oder ein mehrstufiges Backup-and-Restore-Verfahren. Sowohl RDS als auch Aurora unterstützen das native Verschlüsseln von Datenbanken mit AWS KMS (Key Management Service). Dadurch bleiben sensible Informationen geschützt, selbst wenn unbefugte Personen Zugriff auf den zugrunde liegenden Speicher erlangen sollten. Automatisierte Tests des Restore-Prozesses sorgen dafür, dass ein Datenverlust im Ernstfall nahezu ausgeschlossen wird.

In der Praxis kommt es zudem häufig vor, dass Unternehmen eine hybride Strategie fahren: Ein Teil der Daten liegt weiterhin in einem eigenen Rechenzentrum, während Cloud-Datenbanken gezielt für temporäre Spitzenlast oder neue Anwendungen genutzt werden. Auch hier bieten RDS und Aurora flexible Anbindungsmöglichkeiten, etwa über VPN oder Direct Connect, um Latenzen zu minimieren. Wer hochintegrierte Szenarien plant, sollte jedoch sicherstellen, dass das Schema-Design und die Datenbankversionen in beiden Welten kompatibel bleiben. Häufig lässt man kritischste Daten lokal liegen und nutzt die Cloud für Dienste, bei denen Schnelligkeit und Skalierbarkeit im Vordergrund stehen.

Von entscheidender Bedeutung ist es, regelmäßige Wartungsfenster einzuplanen. Gerade bei RDS muss man nämlich Updates für die Engine-Version oder Betriebssystem-Patches einspielen, die im schlechtesten Fall einen kurzen Ausfall verursachen können. Aurora reduziert diesen Wartungsbedarf zum Teil, da die Skalierung und das Storage-Management entkoppelt sind: Ein Update kann oft ohne größeren Unterbruch im Hintergrund ablaufen. Trotzdem gilt: Testumgebungen sind Gold wert, um auftretende Inkompatibilitäten oder Leistungsprobleme früh zu erkennen.

Am Ende zählt der passende Mix aus Performance, Verfügbarkeit und Kostenkontrolle. Projekte mit starkem Wachstum und häufigen Änderungen tendieren klar zu Aurora, weil Serverless-Ansätze und automatische Skalierung enormen Aufwand sparen. Wer dagegen stabile Workloads mit bekannten Zugriffsmustern und speziellen Engine-Anforderungen hat, findet in RDS eine solide und etablierte Lösung. Wie bei jeder technischen Entscheidung empfiehlt sich eine gründliche Analyse der Anforderungen, bevor man sich auf eine Datenbanklösung festlegt.

Ausblick: Welche Datenbanklösung setzt sich durch?

Amazon RDS Aurora bleibt keine reine Glaubensfrage – es hängt konkret vom Projektziel ab. RDS überzeugt mit bewährter Technologievielfalt, klarer Nutzerkontrolle und bewährtem Wartungskomfort. Aurora wiederum definiert die nächste Generation relationaler Datenbanken für dynamische, skalierbare und latenzarme Systeme.

Auch steuerlich lohnt sich das Gegenüberstellen beider Modelle: Wer variable Systemlasten exakt abrechnen möchte, spart mit Aurora. Wer dagegen eine klar definierte Systemnutzung plant und ein dediziertes Betriebsteam hat, greift lieber zu RDS.

Die entscheidende Frage lautet daher: Brauche ich Innovation und Elastizität – oder Kompatibilität und Standardisierung?

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